Tabu-Zonen

Meinungsvielfalt ist eine Grundvoraussetzung der Demokratie. Vielfalt bedingt aber selbstverständlich zuerst Meinungsfreiheit. Und diese setzen wir in unserem politischen System grundsätzlich voraus. Und doch sind die Grundsätze im Alltag keine Selbstverständlichkeit.  Es gibt heisse Eisen und Tabuzonen. Beispiele gefällig?

Wer sich im Rahmen der aktuellen Debatte zur Energiewende 2050 aktiv für eine innovative und sichere Atomenergie einsetzt, sachlich mit CO2-Ausstoss und Versorgungsicherheit argumentierend, wird unverzüglich als Fukushima-resistenter Umweltterrorist verdammt.

Wer sich im Nahostkonflikt nicht auf die Seite Israels schlägt, gerät sofort in den Pauschalverdacht des Judenhassers. Wer die Dominanz der USA als Weltpolizei anzweifelt, wird bald der Al-Quaida-Mitgliedschaft verdächtigt und wer sich als Palästinenser- oder Putinfreund outet, ist ohnehin ein Terrorist bzw. Antipazifist.

Wer sich, aus für das traditionelle Familien- und Gesellschaftsmodell einsetzend, gegen ein Kinder-Adoptionsrecht für nicht selbst gebährfähige schwule Paare zur Wehr setzt, wird umgehend als gesellschaftspolitischer Hinterwälder in der Luft verrissen.

Oder wer es gar wagt, auf darauf hinzuweisen, dass ausserfamiliäre Kinderbetreuung nach DDR-Modus, wie sie zunehmend auch die Schweiz praktiziert wird, keineswegs immer im Sinne des Kindswohles ist, wird sofort des groben Unfugs und der Inkompetenz bezichtigt.

In der (ver-)öffentlichten Meinung kommt viel besser weg, wer mantrahaft darauf drängt, dass Vater und Mutter gescheiter arbeiten gehen, statt sich zuhause um die Kinder zu kümmern. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels wird nun sogar mit wirtschaftspolitischen Argumenten gefordert, dass Kinderkrippen mit noch mehr Steuergeldern unaufhörlich weiter zusatzfinanziert werden.

Daran ändern auch renommierten Professoren wenig. Sie hatten mit wissenschaftlicher Methodik nachgewiesen, dass in einer Gesellschaft, in der Fremdbetreuung zur Regel wird, die Kinder zunehmend „verschlossener, mürrischer, unglücklicher, ängstlicher, depressiver, aufbrausender, unkonzentrierter, fahriger, aggressiver und häufiger straffälliger“ werden.

Eine 15-jährige Langzeitstudie in den USA ergab, dass je mehr Zeit Kinder „kumulativ in einer Einrichtung verbrachten, desto stärker zeigten sie später dissoziales Verhalten wie Streiten, Kämpfen, Sachbeschädigungen, Prahlen, Lügen, Schikanieren, Gemeinheiten begehen, Grausamkeit, Ungehorsam oder häufiges Schreien – insgesamt alles recht aggressive Verhaltensweisen.

Unter den ganztags betreuten Kindern zeigte ein Viertel im Alter von vier Jahren Problemverhalten, das dem klinischen Risikobereich zugeordnet werden muss. Später konnten bei den inzwischen 15 Jahre alten Jugendlichen signifikante Auffälligkeiten festgestellt werden, unter anderem Tabak- und Alkoholkonsum, Rauschgiftgebrauch, Diebstahl und Vandalismus“.

Wissenschaftlich begründet wurden diese Beobachtungen mit der dauernden Stresssituation, der Kinder schon im Babyalter ausgesetzt werden, wenn sie sie ausserhalb des heimischen Nestes der elterlichen Obhut entzogen und der Professionalität und dem hektischen Umfeld der Ganztagskrippe übergeben werden.

Ich kann und will die Wissenschaftlichkeit dieser Aussagen nicht selbst überprüfen. Sie decken sich aber mit aktuellen Erfahrungen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Und neben der Kinderfremdbetreuung werden politisch gleichzeitig unzählige Präventionsprogramme gegen ausufernden Jugendalkoholismus, immer brutalere Jugendkriminalität, Hooliganismus und Vandalismus propagiert.